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LA GOULUE, Die Königin des French Cancans & des Moulin Rouge während der « Belle Epoque »

Text Nicole Hitzelberger 29 November 2020
Moulin Rouge bei Nacht

Diese drei Namen gehören zusammen wie die Finger an einer Hand !

Die « Belle Époque » steht am Wendepunkt zweier Jahrhunderte: dem Ende des 19. und dem Beginn des 20. In dieser idealisierten Zeit und am Vorabend des Ersten Weltkriegs erlebten die Franzosen die größten kulturellen und technischen Umbrüche in der Geschichte ihrer Nation.

« La Goulue » oder bürgerlich Louise Weber wurde 1866 in Clichy-La-Garenne geboren. Ihr angeborenes Tanztalent zeigte sich an dem Tag, an dem es ihr zum ersten Mal gelang, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Tochter einer Wäscherin, verstärkte der Tod ihres Vaters, als sie noch ein Teenager war, ihren Wunsch, den Kokon der Familie zu verlassen und ihrem Schicksal entgegen zu fliegen: dem Tanz. Grund dafür war zudem, das Ihr Vater aus dem Französisch-Preussischen Krieg 1870/71 beinamputiert zurückkehrte…

Louise Weber "La Goulue"

Ihre ersten Vorstellungen macht sie in Montmartre, im « Moulin de la Galette », dort lernt sie auch Valentin Le Désossé (heisst soviel wie der « Valentin ohne Knochen», auf Grund seiner spektakulären Flexibilität) kennen, welcher die sechs Jahre, in denen sie als Froufroutänzerin auf der Bühne des « Moulin Rouge » verbrachte, ihr exklusiver Tanzpartner werden sollte.

Indem sie sich der Tanzgruppe « Le Grand Quadrille » anschloss und sich einen Platz in diesem mythischen Kabarett eroberte, erbte sie den Spitznamen « La Goulue » ( übersetzt « Die Gierige »), in Anspielung auf ihre Gewohnheit, jedes Glas, was ihr in die Hand fällt, zu leeren. Ach soll sie jeden Tag zwischen 6 bis 10 Eier vor jeder Show verschlugen haben…

Man sagte, dass diese Gier nicht nur das Essen und das Trinken betraf sondern eine  « Art von Boulemie » war, in allem was sie machte !

Louise Weber "La Goulue"

Mit 29 Jahren verlässt sie das « Moulin Rouge », da sie schwanger ist und das Kind behalten will. Als bekannteste Tänzerin, Kabarettistin und Freudenmädchen, sammelte sie ein Vermögen an, welches sie jedoch auch fast genau so schnell durch ihre ebenso verschwenderische Lebensweise wieder verlor. Sie investiert in einen Wohnwagen, um sich der Welt der Jahrmärkte anzuschließen, die sie viele Jahre lang begleiten wird und in der sie ihren Sohn Simon-Victor, der nach ihrer aussage mir einem Prinzen gezeugt wurde, aufzieht.

Warum müssen wir Sie lieben:

Dank einer Kopie des Tagebuchs von Louise Weber und einem Archiv mit Fotos und Zeitschriften aus dieser Zeit konnten wir das Leben der Goulue von ihrer Geburt bis zu ihrem Tod rekonstruieren, darunter natürlich auch ihre glorreichen Jahre auf der Bühne des « Moulin Rouge ».

Ihr lebendiges und frenetisches Leben, lässt uns einen Pariser Mikrokosmos entdecken, dessen Lebensweise vom Hedonismus und den Freuden des Fleisches diktiert wurde. Der Maler Toulouse-Lautrec, welcher auch einer ihrer engsten Freunde war, half uns bereits durch seine Plakate, diese Atmosphäre der « Belle Epoque », der Tänzerinen, der Bälle und deren « Lebensgier » zu übermitteln. 

Louise Weber, die Frau, die durch ihren ausgelassenen und provokanten Tanz, ihre ausgeprägte Vorliebe für die Flasche und ihrer « Gossensprache » auffiel, stand mit beiden Beinen fest auf dem Boden und glänzte mit ihrem Mut. Sie verdiente ihr Geld , kümmerte sich bis zu ihrem Tod um ihre Mutter und zögerte nicht, einen gewalttätigen Liebhaber zu verlassen und eine Beschwerde gegen ihn einzureichen.

La Goulue war auch diejenige, die jeden Abend mit einer Ziege an der Leine ins Moulin Rouge ging, denn damals durften Frauen nicht ohne Begleitung einer männlichen Figur ins Kabarett gehen!

Sie war die Alice Schwarzer der « Belle Epoque »!

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