Nachtleben

Das « LIDO » auf den Champs Elysées eine Institution seit Ende des 2 Weltkrieges in Paris und bekannt weltweit schliesst seine Tore

Text Nicole Hitzelberger 15 Mai 2022

Denke ich an das LIDO, so gehen mir meine ersten gebliebenen Parissouvenirs wieder durch den Kopf…

Ich war Anfang 20 und machte gerade ein Praktikum in der Nähe von Paris, welches mir mein Vater auf mein Drängen über seine Geschäftsverbindungen besorgt hatte. Ich muss dazu sagen, dass dieses Praktikum eher eine gesuchte Entschuldigung war, um zu einer Freundin nach Paris zu ziehen und 12 Monate lang Party zu machen und so ziemlich alle Trendydiscotheken und Clubs dieser Zeit; Les Bains&Douches/Boy’s/Lokomotive/Palace/Kikat/BusPaladium…u.v.a. fast jede Nacht bis zum frühen Morgen zu besuchen, dann Vormittags meine Französischkurse in der Alliance Française abzusolvieren (ziehmlich unregelmässig muss ich gestehen) und dann Nachmittags mein Praktikum, so gut wie möglich, ohne einzuschlafen zu überstehen bevor es dann Nachts wieder tanzen und partymachen ging….

In dieser Zeit kam irgendwann mein Vater mit seiner damals neuen Gemahlin nach Paris auf Einladung einer Firma. Diese lud uns dann, auch mich, einen Abend ins LIDO ein.

Und was soll ich Ihnen sagen, es war einfach wauhhhhh….Champagner à Gogo, ein  

5gängiges Gourmetdiner und dabei eine faszinierende Show mit leichtbekleideten Damen die Körper hatten wie man sie im wirklichen Leben kaum sieht, in sagenhaften Kostümen mit Strasssteinen und Straussenfedern in allen Farben, dito für die einigen Herren die mit diesen Traumfrauen tanzten, es war als wenn die Bühne eine Zusammenkunft von « Barbies und Kens « in Traumkostümen gewesen wäre und es gab sogar Pferde die genauso geschmückt ab und zu über die Bühne trappten.

Ich weiss nicht wie oft sich die Tänzer umziehen mussten oder ob es soviel verschiedene Tänzer gab? Ich weiss nur noch ich war schwer beeindruckt und obwohl ich als Nachtvogel in meinen Clubs so einiges zu sehen bekam an Paradiesvögeln, waren diese so graziös und unerreichbar…

Ich hoffe, auch Sie haben sich einmal in ihrem Leben einen Abend in diesem Ambiente verzaubern lassen dürfen?

Nun aber ein wenig Geschichte zum LIDO:

Das Lido befand sich ursprünglich vor dem Zweiten Weltkrieg in der 78 Avenue des Champs-Élysées und war ein Ort der Unterhaltung und des Badens für die privilegierten Gesellschaftsschichten. Die Einrichtung war von Venedig und seinem berühmten Strand Lido inspiriert und erfreute sich in der « Belle Époque » unter dem Namen „La Plage de Paris“ großer Beliebtheit.

Nach einer gerichtlichen Liquidation im Jahr 1933 wurde das Lokal geschlossen. Im Jahr 1936 übernahm Léon Volterra die Leitung und ersetzte das Schwimmbad durch einen Veranstaltungssaal.

Die aus Italien stammenden Joseph und Louis Clerico kauften das Lido 1946 von Léon Volterra. Sie bauten es komplett um und eröffneten den neuen Theatersaal am 20. Juni mit einer ersten Revue mit dem Titel « Sans rimes ni raison ». Unter der Mitarbeit von Pierre-Louis Guérin und später von René Fraday entwickelte das Lido die Formel „Dinner-Show“. Das umgestaltete Lido zog von da an nicht nur die Pariser in seinen Bann.

und nun das Ende:

Der Besitzer, der Hotelriese Accor, der das Lido im Dezember 2021 erwarb, soll beschlossen haben, ein neues Kapitel in der Geschichte des Ortes aufzuschlagen und das Kabarett zu beenden. 

Nach Informationen könnte das Lido zu einem „einfachen Veranstaltungssaal“ ohne Gastronomie werden, der potenziell für Musicals gedacht ist. Die 184 Beschäftigten würden nicht verschont: Fast alle von ihnen sollen entlassen werden, Ausnahme vielleicht einige Techniker und Verwaltungsangestellte, die ihren Arbeitsplatz behalten könnten.

Ich bin wirklich glücklich diese Institution live erlebt zu haben, ADIEU LIDO 

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